Freitag, 29. Januar 2010

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Hallihallo alle zusammen.
Vor einiger Zeit verfasste ich hier den letzten Beitrag, seitdem ist das ganze ein wenig eingeschlafen... ich bin wohl nicht so der große Blogger...
gestern sind denn nun nach zwei Monaten on the road meine Weihnachtsgeschenke angekommen (!), jetzt gibt's auch mal wieder was zu lesen, ein bisschen Musik und kulinarisches aus der deutschen Backstube, ein absoluter Höhepunkt hier in Brasilien !
Vor einigen Wochen gab es Ähnliches, aber von Omi, auch nicht zu verachten muss ich sagen !
Ansonsten... ich bin leider immer noch nicht aus Londrina rausgekommen, vielleicht geht's aber die Tage mal zu einem Freund in einer anderen Stadt, das wird sich zeigen ob's klappt. Vor etwa zwei Wochen habe ich die Familie gewechselt, bin nun in einem ziemlich... friedlichen, reichen Condominho angekommen (Condominho bezeichnet eine bewachte, abgezäunte Wohnsiedlung)
und fühl mich hier ziemlich wohl. Nachts hört man momentan höchstens mal prasselnden Regen, der sich in diesen Tagen leider häuft, es hat wohl die Regenzeit eingesetzt in Paraná.
Meine zweite Gastmutter ist mit 36 Jahren äußerst jung dafür, dass sie eine 16-jährige Tochter in Deutschland hat (finde ich...), aber das ist für mich sehr interessant, ist es doch wirklich völlig anders als in der 1. Gastfamilie, wo die Familie eher deutsche Standards hatte.

Alles ist ziemlich ruhig hier - noch - denn an Karneval geht es nach Florianopolis, mit einer Menge Austauschschülern, ich glaube danach schließe ich mich drei Tage im Zimmer ein und schlafe ;-)

Also, so schaut das momentan hier so aus. Ansonsten freue ich mich natürlich über jede Mail, die ich bekomme, die Adresse sollte den meisten bekannt sein... meldet euch, ich werde versuchen, so schnell wie möglich zu antworten, das kriege ich noch ein bisschen besser hin als hier ;-)
Macht es gut, lasst euch nicht unterkriegen, ihr da im Rheinland: genießt das deutsche Karnevalsbesäuftnis :P

Mittwoch, 16. Dezember 2009

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Ich möchte mich eigentlich nicht wiederholen, aaaaber :
Lange schon ist es her, seit ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe.
Nun sitze ich hier in einem Museumscafé (Muséu Oscar Niemeyer) in Curitiba und nehme mir bei Kaffee und Kuchen endlich einmal die Zeit.
Ich bin nun seit vorgestern hier, heute Abend werden mein Gastvater, der hier eine Tagung hat, und ich zurück nach Londrina fahren.
Damit gehen zwei Tage zuende, die mir sehr viel Spaß gemacht ahben, an denen ich viel gesehen habe und gemerkt habe, dass es auch hier 'profilvolle' Städte gibt, Städte, die nicht so gesichtlos, so unpersönlich und uninteressant sind wie Londrina.
Also, wer es noch nicht gemerkt hat, ich bin begeistert von Curitiba.
Curitiba hat 1,7 Millionen Einwohner, es ist eine sehr lebendige Stadt, die aber auch ihre ruhigen Ecken hat, soweit ich das bisher beurteilen kann.
Viele Parks, viele Museen, viele Bars und Restaurants prägen das Stadtbild, viele Denkmäler für europäische Einwanderer ebenso.
Man merkt es vielleicht schon: Curitiba ist DIE 'europäische' Stadt in Brasilien. Hier treffen die verschiedensten Kulturen aufeinander, von Europäern, Afrikanern, Japanern bis hin zu Arabischstämmigen.
Das gefällt mir persönlich ziemlich gut, es macht die Stadt spannend.
Dazu kommt, das Curitiba der 'Prototyp' für Brasilien in Sachen Umwelt- und Stadtverwaltung ist.
Schon lange hat Curitiba Maßnahmen gegen die Verschmutzung unternommen, hat für Touristen spezielle Angebote geschaffen und das Stadtbild nach und nach verschönert.
Also: schade, dass wir schon wieder zurückfahren, hier gibt es viel mehr zu entdecken, als das, was mir an diesen beiden Tagen gelungen ist.
Nun aber genug von Curitiba, auch wenn ich an dieser Stelle noch deutlich mehr schreiben könnte.

Was ist passiert in den letzten Tagen und Wochen?
Die Antwort ist: Viel nicht erwähnenswertes, viel uninteressantes, aber auch einige kleine nette Sachen.
Wie vielleicht bekannt, habe ich hier seit ... ich glaube... drei Wochen Ferien, die noch bis Februar gehen.
Es passiert nicht so viel, Geld wird gespart, die Austauschschüler machen nicht viel, die Brasilianer lernen oder bleiben lieber zuhause.
Aber manchmal kommt doch was zustande.
So war ich vergangenen Freitag auf der Abschlussfeier einer Schule, und zwar als... wie sagt man so schön Neudeutsch... Partycrasher.
Die Karten hätten eigentlich 200 Reais pro Person gekostet (ungefähr 70 Euro), wir (André, Sohn von meinem Councellor und Andere) sind aber, ganz wie mein Vater, durch den Hintereingang hereingeschlüpft, in Anzug und Krawatte, und haben uns an den zahlreichen Securitymännern vorbeigemogelt.
Das war sehr lustig und es war eine schöne Nacht.
Auch die Nacht danach lohnte sich, wenn auch auf eine andere Weise.
Mein Onkel, eigentlich quasi-Architekt, studiert nun, mit Mitte 40, noch einmal, nämlich Gastronomie, und hat sich so einen kleinen Partyservice aufgebaut, mit dem er auf größeren Festen kocht. Er brauchte noch eine Aushilfe, hat mich gefragt, und so habe ich von vier Uhr nachmittags bis drei Uhr morgens Tische gedeckt, gekocht, Getränke & Essen serviert und abgeräumt ... was man halt sonst noch so treibt als Aushilfe :P
Ich hoffe, das kann ich noch öfter mal machen, es macht mir sehr viel Spaß und ist ein kleiner Nebenverdienst, was natürlich auch nie schlecht ist.

Ansonsten alles wie immer, ab und an eine Grillparty (Churrasco), in eine Bar und seltener auch mal tanzen, aber vor allen Dingen: Viel zuhause sein, die Oma und den Onkel besuchen, Sport machen im Club.

Soviel von mir für's erste, bald ist Weihnachten, Freunde !
Macht es gut.

Sonntag, 22. November 2009

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Lange schon ist her, seit ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe.
Das hat mehrere Gründe.
1. Es ist tatsächlich recht wenig passiert.
2. Ich hab meinen 1. Rotarybericht geschrieben und fand das erst mal genug.
3. Zu viel Zeit, mit Freizeit schreibt man nicht so gerne.

Nun denn zu den letzten Wochen. Unter der Woche passierte praktisch gar nichts, außer den üblichen Dingen wie Rotary, Portugiesischunterricht& Schule.
Auch die letzten Wochenenden waren leider recht unspektakulär, nun aber, das laufende Wochenende, ist deutlich besser.
Freitag traf ich mich zuerst mit einigen Freunden in einer Bar & wir waren Billiard spielen, gestern denn war ich auf einem Churrasco von Früh bis spät, heute morgen eine kleine Stadttour und Familientag, später gehe ich aber noch auf einen Geburtstag; also... alles gut diesmal.
Nur kränkelte ich ein bisschen vor mich hin, ich hoffe das legt sich wieder, unter der Woche tut es das ja gerne mal, damit man rechtzeitig zum Wochenende wieder flach liegt.

Ich denke, es bleibt nur noch die kommende Woche mit Unterricht, dann geht es in die große Freizeit: zweieinhalb Monate Ferien bis nach Karneval !
Es zeichnet sich ab, dass ich Anfang Dezember nach Sao Paulo fahren werde, auch ein paar Angebote für einen Strandausflug haben sich angesammelt, die man hier aber (leider) nicht so ernst nehmen kann...
Also: Veränderungen stehen bevor, sind aber noch nicht wirklich eingetroffen.
Eines wird jedoch noch bis Januar bleiben: Meine Gastfamilie. Ich werde nun definiv auch über Weihnachten in meiner akutellen Familie bleiben. Das ist mir lieber, meine Familie hier findet's auch gut, mein Councellor Fabio auch, also... alles paletti.
Nun denn, das als kleiner Bericht der jetzigen Situation.
Macht's gut

Freitag, 30. Oktober 2009

Drängt euch auf, verdreht den andern'

Bereits seit einigen Tagen von den Iguacufalls zurück, geht es heute am Abend frisch ausgeschlafen in Richtung Umuarama (oder so...), wo mein Vater seine kleine, gut laufende Farm hat, die wiederum nur'nen brasilianischen Katzensprung von Paraguay entfernt ist, also fahren wir nach Paraguay... oder nicht? Naja, wie auch immer, heute Abend geht es also los.
Soeben hab ich mir wie üblich eine Musikliste für den Tag überlegt, die heutige steht unter dem Titel: Musik für Erinnerungen. Da gibts'ne ganze Menge Sachen, drei Beispiele bekommen Aufmerksamkeit:
Wir sind Helden - Die Reklamation: Müssen nur wollen
Als sich ein paar Menschen im März in Undeloh versammelt hatten, um den Geburtstag meiner Oma zu feiern, fuhren wir Sonntags noch kurz zum Essen nach Hamburg. Jana und ich saßen im Auto von Mathias und seiner Verlobten, das Wort für die Relation zwischen Mathias und mir ist mir... ehrlich gesagt entfallen, vielleicht... Großcousin? Man wieß es nicht. Nun ja, wie dem auch sei, wir saßen also in diesem Auto und es ging mit knappen 190 Sachen auf der Autobahn Richtung Hamburg.
Jana und ich hatten schon vorher Vermutungen angestellt, was diese beiden wohl für Musik hören würden; wir wurden überrascht. Sie legten das 'Reklamations'-Album von den Helden auf und sangen aus vollem Halse mit... ich war so (positiv?) überrascht, dass ich erst mal 'nen Lachkrampf bekommen habe, wie üblich ist Jana mit eingestiegen... besonders der Moment, wo Judith Holofernes 'Wir müssen nur wollen, können glücklich sein und trotzdem Konzerne leiten', unterstützt von den beiden Vordersitzen singt, ist mir für diese kleine Reise einfach in Erinnerung geblieben, deshalb hat sich das Lied den Platz auf der Playlist verdient.

KidCudi vs. Crookers- Day'n'Night
Dieses Jahr absoluter Standard in allen Clubs, im Februar erschienen, netter Electrotrack mit D'n'B-Elementen... als ausgewählte Person von D. zugeschickt bekommen, die Erinnerung jedoch reicht zur Klassenfahrt nach Berlin:
Eines Abends sollten wir in einen 'club' gehen, jedoch mit Lehrern, außerdem ein Club, der nur Party's für vorangemeldete Gruppen gibt; U-Bahn Warschauer Straße.
Alle sagten sowas wie 'öööhhh, Kinderclub, wollen wir nicht hin' ; ich natürlich an erster Stelle.
Als wir dann aber da waren, war es einfach nur gut, vollen Haus mit etwa 1200 Leuten, relativ gute DJ's, einfach gute Atmosphäre... und dann kommt dieses Lied. Es hat, perfekt eingefügt in's Set, den Abend einfach wundervoll gemacht.

Keith Jarrett - The Koeln Concert: Part I

Einfach DAS Klassik-Jazz Stück für's Sonntagsfrühstück, mehr lässt sich dazu kaum sagen, es ist einfach perfekt für draußen in der Maisonne auf der Terrasse ein Marmeladenbrötchen schneiden und danach beim Sachenreinbringen in den Sessel schmeißen.

Hach, jetzt fallen mir tatsächlich noch geschätzte 20 andere Beispiele ein, die bleiben allerdings ein Geheimnis; für heute zumindest.
Ich möchte nicht in den typischen 'Dann kam das, dann kam das, dann haben wir das gemacht' - Reisebericht verfallen, trotzdem einige kurze Sätze zur Reise letztes Wochenende:
Es war schön, es war interessant in dieser Gruppe, nicht immer leicht, aber gelungen. Wir hatten relativ große Freiheiten, die leider an einzelnen Stellen ausgenutzt wurden. Alles war sehr gut organisiert, das was uns Mensch und Natur präsentiert haben, war einfach unglaublich, atemberaubend, anders als alles andere, was ich bis dato gesehen habe.

Soviel für heute, am Wochenende muss der erste Rotarybericht geschrieben werden, ich hoffe ich kann mich aufraffen.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Vor den Wassermassen.

Um Aktualität zu garantieren, hier der nächste Eintrag.
In der letzten Woche hat sich nichts elementares verändert.
Es tut mir Leid, wenn ich letzte Woche den Anschein erweckt habe, es ginge mir hier wirklich schlecht - dem ist nicht so, ganz und gar nicht momentan.
Dennoch - es ist ein auf&ab der Gefühle; und dieser Sonntag war für mich persönlich einfach schrecklich, so schrecklich, dass ich das einfach mal mitteilen wollte.
Am letzten Wochenende war eine Freundin hier, ihr Name ist Dilan. Sie lebt in Deutschland in der Nähe von Cuxhafen und hier in Cornelio, das ist etwa 60 Kilometer entfernt. Es war ein sehr schönes Wochenende, wir haben recht viel unternommen, Samstag waren wir unter anderem auf dem Oktoberfest in Rhôlandia. Manch einer mag sich fragen: Brasilien? Oktoberfest?
Zur Erklärung. Die Deutschen waren Mitte des 19. Jahrhunderts praktisch die erste Welle großer Einwanderungen. Sie haben sich hauptsächlich in den südlichen Bundesstaaten (Rio Grande de Sul, Santa Catarina, Paraná) niedergelassen. So kam unter anderem das zweitgrößte Oktoberfest weltweit in Blumenau in Santa Catarina zustande. Und auch hier, eben in Rhôlandia (von Roland), gibt es eine große deutsche Gemeinde, so trifft man viele Deutschsprechende und kriegt dort beim Oktoberfest Kassler, Eisbein und ein Bier mit dem Namen Colônia.
Trotzdem hat mir das Ganze nicht besonders gefallen, es war ganz nett, aber einfach nichts besonderes und letztlich nur ein mittelmäßiger Abklatsch 'deutscher Kultur'; oder eben das was die Brasilianer dafür halten.

Nun aber zu dem, was bevorsteht:
Morgen abend um elf Uhr geht es los Richtung Iguacu Falls, einer der größten Wasserfälle weltweit. Etwa 25 Austauschschüler sind dabei, ich bin sehr gespannt auf die Fälle, aber auch, wie es wird, mit Austauschschülern zu reisen.
Mehr will ich jetzt auch gar nicht dazu sagen, nachher ist man schließlich immer schlauer ;-)
Zu den Fällen aber noch ein Link :

http://www.youtube.com/watch?v=oOy5qJQmE8c

Macht es gut, am Montag Abend bin ich vermutlich mit einigen Geschichten und Informationen zurück.
Grüße nach Deutschland und wer immer es lesen mag.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

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Fortsetzung des Horrorsonntages.

Wir verließen also Jonestown und krochen die Schotterhügel wieder rauf und runter.
Ich war ernsthaft genervt und auf komischer Weise erschöpft, versteckte mich nur noch hinter meinen Kopfhörern.
Zurück durch die Dörfer, auf die Straße nach Londrina, dann wieder abgebogen, in die Wildnis, ein neuer Schotterweg. Am Rand konnte man ursprünglichen Wald erahnen, das Gras hatte dieses Grün, dass mich schon beim Ankommen so überrascht hat.
In der Ferne sah ich Londrina, wir umrundeten die Stadt in großem Bogen. In diesem Idyll tauchte auf einmal ein geringfügig abgesperrtes Gelände auf.
Wir fuhren in die Einfahrt, das Tor zu dem vielleicht anderthalb Meter hohen Zaun wurde geöffnet.
Und hinein ins' Vergnügen.
Neben der schnurgeraden Straße standen rechts und links nur vereinzelt Häuser, alle sahen unglaublich spießig aus, alles wirkte wie ein maximiertes Sims. Das setzte sich auch beim Haus unseres Gastgebers fort.
Genau genommen bei den 'Häusern', denn er besitzt nicht nur einen der hier üblichen Bungalows, die in der Regel als Wochenendhaus dienen, sondern auch noch nebenan ein Grundstück mit einer Halle.
Wir kamen in den Garten. Alles schien recht... einsam, aber nicht ungewöhnlich.
Ich begrüßte die Unbekannten flüchtig, dann folgte ich der männlichen Seite der Truppe zum anderen Grundstück, zur Halle. Vor der Halle, sie ist nicht sonderlich groß, ist eine große Rasenfläche. Es ist nichts darauf, kein Strauch, kein Baum, keine Blume, nichts. Nur ein Kaninchenzaun umgibt das Gelände. Gleiches gilt auch für das Bungalowgelände.
In der Halle stehen, eng aneinander gereiht, alte amerikanische Wagen. Daneben stehen einige Quads, vor der Halle weitere Wagen, neuere Modelle.
Geht man eine Treppe hoch, schließt man eine Tür auf, gelangt man in einen neuen Raum. Hier stehen ein Bett, eine dazu passende schrankwand und ein unter Laken verstecktes Schlagzeug mit allerlei Kram drumherum. Mit der Lizenz zum Spielen nahm ich die Laken ab und spielte lustlos ein paar Takte.
Ich kam mir unglaublich dämlich vor, hörte also schnell wieder auf, ging herunter und auf das andere Gelände. aus der Entfernung sah ich ein Mädchen auf einer Luftmatratze auf dem großen Pool treiben, Sonnenbrille auf der Nase. Daneben lag die Hausherrin im Bikini in der Sonne, die Gäste 'amüsierten' sich selbst. Der Mann schraubt an Autos rum, die Frauen liegen in der Sonne. Doch irgendetwas fehlte noch zur perfekten Klischeefamilie. Der Sohn. Doch auch der präsentierte sich uns. Hatte er gerade noch seinem Vater geholfen, waren die beiden nun herüber gekommen.
Der Vater vergab Bier und unterhielt sich mit den Männern, die Frauen des Hauses lagen weiter in der Sonne, die weiblichen Gäste und ich unterhielten sich selbst.
Es kam wie es kommen musste. Der Sohn packte Luftgewehr und Schleuder aus. Die Männer wurden eingeladen, auch mal in die Luft zu schießen und auch die Tochter bequemte sich im Bikini her, um mal in die Gegend zu ballern.
Langsam fand ich das Ganze wirklich abstoßend. Ich wandte mich ab, ging den Gartenweg entlang, eine Treppe herunter. Obwohl, Garten ist auch hier übertrieben. Es ist einfach eine eingegrenzte Grasfläche, penibelst gemäht, ein paar Sachen hereingeklatscht: Ein Fußballplatz. Der große Pool. Beheizt natürlich. Ein großer Hawaiisonnenschirm.
Mehr gibt es hier nicht. Keine Blumen, Pflanzen, nichts. Eine einzelne weiße Nachtlaterne steht an der Treppe.
Ich wollte nun nur noch weg. Das ganze Umfeld erschien mir unglaublich unsympatisch. Schwer zu sagen jedoch, wieso eigentlich.
Sie haben alles, womit man einen Klischeehaften Mann glücklich machen kann. Doch es war so... herzlos. Alles war einfach herbeigeschafft worden, frei nach dem Motto: Das brauchen wir, das und das!
Es gab nicht einen persönlichen Gegenstand hier. Das machte mich irgendwie fertig. Außerdem diese Familie. Der Mann sieht aus wie der Kfz-Mechaniker von nebenan, seine Frau muss immer grinsen von den ganzen Schönheitsoperationen, die Tochter sieht immer grimmig aus, der Sohn hat das naive Lächeln des großen Kleinkindes im Gesicht.
So war ich unglaublich glücklich, als ich etwa zwei Stunden später dort wegkam. Ich hatte nur ein paar Smalltalkworte von mir gegeben. Ich war einfach... am Ende. Erschöpft. Kam nach Hause, wollte einfach diesen Ort aus meinem Gedächtnis verbannen. Etwas unternehmen. Auf andere Gedanken kommen. Aber es kam wie es kommen musste. Niemand war zu erreichen. Ich saß alleine zuhause fest.
Ein schrecklicher Tag.

Montag, 12. Oktober 2009

Wir schreiben den elften Oktober Zweitausendneun.

Dieser Tag hätte so schön sein können.
Doch es war Sonntag, und Sonntag war schon immer verflixt. Ich glaube, in meinem Leben war ich noch von jedem Sonntag am Ende enttäuscht, noch nie kam der Sonntag an den Glanz & Glamour des Freitags, die gefühlte Freiheit des Samstags heran. Schon immer hatte man am Sonntag nichts zu tun, hing herum, nahm sich Dinge vor, die man sowieso nicht machte und am nächsten Morgen fielen einem dann all die Dinge ein, mit denen man den Tag sinnvoll hätte gestalten können.
Zugegebenermaßen: Dieser Sonntag war ein wenig anders, bisher jedenfalls, ich erwarte in der letzten halben Stunde dieses Tage keine großen Überraschungen mehr.

Gegen neun Uhr morgens klopfte es an meine Tür. Ich war recht spät zurück gekommen, mein benötigtes Schlafpensum war noch nicht erreicht, ich habe mir jedoch die Routine angewöhnt, bei Klopfen an der Tür direkt hellwach zu sein, wie ich das mache, ist mir ein Rätsel, trotzdem klappt das nach ein paar Wochen Schule wunderbar, sogar am Wochenende.
Ich hauchte also ein 'Entre!' in Richtung Tür und meine Mutter steckte den Kopf herein.
'Wir wollen in 45 Minuten los, aus Londrina rausfahren, ein bisschen etwas zu Mittag essen gehen.'
'Nur wir?'
'Ja, nur wir. Joao ist ja nicht da.'
Also fix unter die Dusche gehüpft, das übliche leichte Papaya-Frühstück, dann auch schnell in's Auto. Oma abgeholt, weiter gehts, raus aus der Innenstadt, in den Ostbezirk, dort, wo die Häuser immer ärmlicher werden, nicht mehr von Security geschützt, nicht mehr so gepflegt, die empfohlene Streichregel (alle 5 Jahre!) wird hier sicherlich nicht eingehalten.
Hingestellt. Motor laufen lassen. Wer lässt bitte den Motor laufen? Naja, aber ich will mich ja nicht als 'umweltbewusster, arroganter Europäer' etablieren, deshalb weiter in meinem Buch geblättert.
Meine Oma neben mir begann langsam recht hysterisch zu reden, ich hörte nicht zu, ihre sowieso schon recht grelle Stimme, ließ mein linkes Ohr klingeln. Ich setzte meine Kopfhörer auf.
In der nächsten Dreiviertelstunde trudelten denn auch drei weitere Autos mit ein paar Menschen darin ein und nach einfänglichen Startschwierigkeiten ging es denn nun auch los.
Es ging über die Straße nach Curitiba (hat was von der Strecke von Marburg nach Kassel...), dann der erste Schwenk. Die Straße wurde enger, nicht mehr so viel Verkehr. Nächster Schwenk nach Links, mitten in ein Dorf (sie nennen das Stadt), wo ich mich ernsthaft gefragt habe, ob das nun nicht doch eine vorgelagerte Favela von Londrina ist. Das ganze Volk auf der Straße, alle glotzen das Auto an, stehen an kleinen, heruntergekommenen Eckbars, die jüngeren sitzen cool in irgendeinem billig getunten Auto, der Rest steht dumm rum.
Drei Achsenbrecher weiter waren wir draußen, hier wurde die Straße langsam wirklich eklig, trotzdem beschleunigte mein Vater auf für Brasilien unglaubliche 108 Stundekilometer, immer die Hügel hoch und runter, um uns herum nur noch Felder. So muss es im mittleren Westen aussehen.
Nach einigen Kilometern wiederum nach Links. Jetzt gab's schon kein Teer mehr, jetzt gab's nur noch Schotter. Langsam fragte ich mich, ob hier tatsächlich ein Restaurant wäre...
Mehrmals schrammten wir mit der Wanne über den Kies, ich dachte, in optisch veränderter Form wäre das doch mal was für's Phantasialand... ich würde draufgehen!
Am Wegesrand grasten vereinsamte, angepflockte Pferde, die irgendwie ziemlich mager aussahen, ich glaube Franzosen und Rheinländer würden die nicht für's Gulasch nehmen.
Mir gefiel das ganze irgendwie sehr. Alles war so anders, nicht so beliebig wie Londrina, zwischendurch waren wir an frisch gerodetem Wald vorbeigekommen, ich dachte: Hmmm.

Dann waren wir da.
Ein paar Hütten, ein paar langgestreckte vertiefte Flächen, ein Bächlein, das war es. Ganz idyllisch eigentlich.
Nur die Mücken störten etwas. Der Parkplatz war rappellvoll, war aber kein Parkplatz in dem Sinne, sondern kleine Rasenhügel, die dazu missbraucht wurden.

Nagut, das folgende braucht keiner großen Wort, deshalb in Kurzform:
- es war kein Restaurant, sondern das 'Wochenendhaus' eines Bekannten, hier war ein Churrasco
- es waren nur Menschen aus der Gemeinde da, es wurde ein Gottesdienst veranstaltet
- ich will nicht böse sein, aber... während des Gottesdienstes stach der Gedanke an Jim Jones unaufhaltsam gegen meine Stirn, ich hatte ernsthaft Angst, etwas zu trinken, um nicht vergiftet zu werden
- niemand sprach Englisch, alle fragten das selbe
- ich war extrem genervt, ich kannte niemanden, mir war das ganze irgendwie ziemlich unsympatisch
- wir aßen, blieben dann noch weiter drei Stunden (!!!) und ich wanderte immer in der brennenden Sonne zwischen den Sitzmöglichkeiten, um nicht die ganze Zeit dieselben Fragen gestellt zu bekommen
- wir fuhren irgendwann. Ich war mittlerweile echt mies drauf, vom nichtstun erschöpft, wollte nur noch nach Hause und den Abend mit ausgedehntem Ausgehen retten

War aber nichts.
Morgen mehr. Gute Nacht

Samstag, 10. Oktober 2009

...

Ich hatte einen Traum. Ich träumte von Menschen, von Orten, die ich nicht verstand.
Ich stieg aus einem Auto, eine große, schwarze, blitzblank-glänzende Limousine, ging ein paar Stufen hoch, ein Tor öffnete sich, ich schritt hindurch. Die untergehende Sonne blendete mich, sie schien mir direkt ins Gesicht. Um mich herum war es seltsam still, niemand zu sehen, kein Auto. Kein Auto? Wo war die Limousine hin? Verschwunden. Seltsamerweise wunderte ich mich nicht sonderlich, ich akzeptierte einfach, dass sie unsichtbar geworden war, verschwunden, ohne eine Geräusch zu hinterlassen.
Ich schloss das Tor hinter mir, ging weiter, einen kleinen Kieselweg entlang, vor mir sah ich langsam aus dem Schein der Sonne ein großes Gebäude auftauchen.
Zwei Gestalten kamen mir entgegen gelaufen. Die eine groß gewachsen, sie trug eine Nickelbrille mit dicken Gläsern und weißes Leinenhemd und –Hose.
Die andere Gestalt, beide schienen männlich zu sein, wenn auch nicht sicher bestimmbar,
trug ebenfalls weiße Leinenkleidung, war jedoch deutlich kleiner und schien etwas mehr Gewicht auf die Waage zu bringen. Die Hose spannte ein wenig an den Oberschenkeln und unter dem Hemd lugte ein kleiner Bauch hervor. Zuerst gingen sie langsam, schlichen fast, man hätte bequem jede Position ihrer Füße beim Gehen fotografieren können, dann zogen sie ihr Tempo an. Schienen sie Anfangs noch einige Dutzend Meter entfernt, waren es jetzt vielleicht noch zehn Schritte. Sie rannten nun fast. Ich wollte mich umdrehen, weglaufen, diese beiden Gestalten machten mir Angst mit ihrer unnatürlichen Erscheinung und ihren strahlend weißen Klamotten.
Doch es war zu spät. Sie waren bei mir angelangt, keine Chance zu entkommen.
Der größere war etwas schneller, er umarmte mich stürmisch, drückte seine Hand auf meine Wange und bewegte seinen Mund in Richtung des Meinigen. Was soll das denn nun?, fragte ich mich. Ich konnte mich nicht wehren, sein Griff schien auf einmal stahlhart, direkt hinter ihm erschien nun die andere Gestalt. Sie hielt etwas in der Hand, was ich nicht erkennen konnte. Die größere Gestalt drückte nun seinen Lippen auf meine, in mir kam ein leichtes Ekelgefühl hoch, ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, es gab keinen Spielraum.
In diesem Moment spürte ich einen Druck auf meinem Hinterkopf, zuerst leicht, dann immer stärker, bis mein Kopf höllisch brannte. Noch immer waren die Lippen auf meinen eigenen.
Mir wurde schwarz vor Augen. Keine Chance etwas zu verändern. Eine aussichtslose Lage.
In diesem Moment wachte ich auf.

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